Cadavre numérique
Stefan Mildenberger
Impressum
Betreuer: Ralf Bacher / Wigger Bierma
8/2010
Auflage: 20
Stk.
Material 290
Materialverlag-HFBK, Hamburg
Drucktechnik
6,5 Meter Faxpapier im Folder
Original Faxprint ,
Multiple, nummeriert
120,— Euro
Beschreibung
Die Installation Cadavre numérique hat Stefan Mildenberger im Rahmen des Kooperationsprojektes «Der bohèmistische Leichnam» von Hamburger und Münchener KunststudentenInnen im Kunstverein Harburger Bahnhof verwirklicht.
Ein Faxgerät druckt eingehende Faxe auf ein ca. 6,50m langes endloses Papierband. Mildenberger hat die Faxnummer per Flyer, mit Angabe eines kostenlosen Internet-Fax- Anbieters veröffentlicht, so dass jeder mit seinen Faxen unentgeldlich am Spiel teilnehmen kann. Im fortschreitenden Prozess werden bereits gedruckte Faxe von weiteren überlagert – es entsteht ein «digitaler Kadaver».Cadavre numérique ist in Anlehnung an Cadavre exquis, eine im Surrealismus entwickelte spielerische Methode, entstanden.
André Bretons Definition von Cadavre exquis lautet: Spiel mit gefaltetem Papier, in dem es darum geht, einen Satz oder eine Zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen, ohne dass ein Mitspieler von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit Kenntnis erlangen kann. Das klassisch gewordene Beispiel, das dem Spiel seinen Namen gegeben hat, bildet den ersten Teil eines auf diese Weise gewonnenen Satzes: Le cadavre-exquis-boira-le-vin-nouveau (Der köstliche-Leichnam-trinkt-den-neuen-Wein).
Breton betont des Weiteren, dass man im Cadavre exquis über ein unfehlbares Mittel verfüge, das kritische Denken auszuschalten und der metaphorischen Fähigkeit des Geistes freie Bahn zu verschaffen.
Bei Mildenbergers Cadavre numérique geht es darum, nicht nur einen Satz oder eine Zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen, sondern um eine kollektive zufällige Collage aus Wörtern, Bildern und durch Faxgeräte entstandene Schlieren. Diese manifestieren sich zum Cadavre numérique – dem digitalen Kadaver, welcher je nach Dauer der Installation sich durch mehrfache Überlagerung bis zur Unkenntlichkeit maskiert und als ein schwarzes Band endet.